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Viechviech von Inka Kleinke-Bialy

Er schlich über die Diele und er schlich auf mich zu. Ich ging weiter.

Ich würde einen Bogen laufen, vorsichtig, ganz vorsichtig um ihn herum.

Wie laut die Bretter bei jedem meiner Schritte knarrten.

Er hielt inne, mit erhobener Pfote.

Dann schlich er weiter, lautlos, noch immer auf mich zu.

Er hatte mich erreicht.

Das Aufblitzen einer Zunge, in der Farbe von Himbeereis.

Und Behaartes, glänzend, schwarz wie Raben wie Teer wie Schatten an der Kellerwand.

Er strich um mich herum, umkreiste mich.

Er gab Laute von sich.

Dieses Murren. War es ein Schnurren oder ein Knurren?

Ich blieb stehen.

Wenn man nur da steht und sich nicht bewegt, dann wird man nicht gebissen und nicht zerkratzt. Vielleicht.

So viel nackte Haut an meinen Beinen.

Vorsichtig machte ich die Arme lang und fasste den Saum meiner Hose. Doch diese ließ sich nicht ziehen, nicht über die Oberschenkel und nicht über die Knie und schon gar nicht bis über die Füße.

Er stand vor mir und hob den Kopf und er starrte mich an, mit gelben Augen.

Er starrte und starrte.

Als ob ich etwas zu tun hätte, von dem ich nicht wusste, was es war.

Die Augen begannen zu funkeln. Zornige Gespenster.

„Mutti“, wollte ich rufen, doch meine Zunge war wie Pudding geworden. Der Pudding rutschte mir in die Beine und Viechviech fauchte, mit spitzen Zähnen und ich heulte, ob ich wollte oder nicht.

 

„Ei, Mädchen“, pflegte Oms ein erddunkles Auge aufzureißen und ein eishelles, und dann war da ihr Lachen, kehlig und zigarettenheiser: „Was du dich immer anstellst, bloß wegen der Katz! Das Fell müsst man euch über die Ohrn ziehn, allen beiden.“ Und ich sah uns am Haken hängen, Viechviech-den-Kater und mich, kopfüber wie die Kaninchen beim Metzger und nackt bis aufs Fleisch, unter dem das Herz schlug, ganz deutlich.

Bis zum Hals pochte es. Bis zum Mond und zurück.

„Brauchst mir gar net so´n komisches Gesicht zu ziehn, grad wie deine Mutter!“, fuhr Oms auf: Ein fremder Ton war in ihrer Stimme. Die breiten Nasenflügel weiteten sich und bebten, die Augen kaum noch sichtbare Schlitze. So hatte Oms mich noch nie angeschaut. Sie nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette. Dann kam der Rauch in kleinen Wölkchen aus ihrer Nase - wie aus der Friedenspfeife in Indianerfilmen.

„Du kleiner Krüpfel, du Mäuschen du“, Oms wuschelte mir durchs Haar, dass es ziepte. Ich zog den Kopf unter ihren Händen fort und lief zur Schlafzimmertür, reckte mich nach der Klinke und drückte sie hinunter. Ich wollte zu Mutti.

„Lasst mir doch einfach alle mal die Ruhe“, würde sie wahrscheinlich murmeln und mir den Rücken zudrehen. Vielleicht aber auch durfte ich zu ihr ins Bett.

Oms packte mich an den Schultern.

„Hiergeblieben“, knurrte sie. „Deine Mutter! Die hat sowieso nur wieder eine von ihren Launen!“

Sie zog mich mit sich.

Viechviech dagegen war unfassbar. Sobald Oms die Arme nach ihm ausstreckte, entwischte er mit grellem Maunzen. Meistens.

„Kannst mir ruhig mal Gesellschaft leisten! Auf gehts, zum Einkaufen!“ Erst als wir die Wohnung verlassen hatten, lockerte Oms ihren Griff.

Beim Metzger gab es Fleischwurst. Für Kinder eine Scheibe umsonst. Immer. Auch dann, wenn es keine Kaninchen gab. Weil sie heimlich vom Haken gesprungen waren.

 

Die Mutter meiner Mutter, die Tochter von einem, von dem es keine Bilder gab.

 

Man muss sich in acht nehmen vor ihr, sagte Mutti. Dampf  zischelte, wenn sie das Bügeleisen auf eine der Omse-Blusen drückte.

Ich wagte nicht zu fragen.

 

In der ganzen Wohnung verteilte es sich, krauses Omsehaar und kerzengerades Katzenhaar - schneeweiß am Ansatz, das lange Ende nachtschwarz, auf meine Hosen schlich es sich und auf meine Pullis, auf meine Haut auch, ins Essen sowieso.

Manchmal kaute der Kater die Blätter der selbstgezogenen Usambaraveilchen. Dann brüllte Oms und warf mit Hausschlappen, dass Töpfe schepperten und Keramik auf dem Dielenboden zersprang und Erde sich verstreute, und das Tier sauste, unter Muttis Stuhl.

„Das hat die Missgebiert jetzt davon“, knurrte Oms. Sie setzte sich an den Esstisch, stützte den massigen Körper auf die Holzplatte. Ihre Arme umfassten sich gegenseitig. Gekrümmte Finger kratzten an dem, was Krallen hinterlassen hatten, kratzten an Punkten und Striemen aus Schorf.

Der Kater saß reglos und starrte mich an.

„Komm“, sagte Mutti.

Der Kater sprang auf ihren Schoss.

 

Ich weiß, wie das ist.

Mit den Nägeln über die Haut fahren, kreuz und quer, und das Ergebnis betrachten, erst weiß, dann rot, seltsame Muster.

Wenn Oms mich erwischte, schlug sie mir die Hand fort:

„`ne Hübsche wie du, die darf sich doch net hässlich machen!“

Dazu das abwesende Lächeln meiner Mutter.

Meine schöne Mutter, die in der Gegenwart ihrer Mutter sehr still wurde oder sehr laut.

 

Vom Frühjahr an verlagerte sich unser Leben an den Rand des kleinen Ortes, in einen der Schrebergärten. Dort drückte Oms ihre Zeichen in die Erde, nach Feierabend, an den Wochenenden, in jeder Minute ihrer Freizeit.

 

Jedem Erdbrocken machte sie mit Harke und Rechen den Garaus - in einer löchrigen Strickjacke über dem Hauskittel und in den abgelegten Stöckelschuhen meiner Mutter, von denen sie mit der Axt die Absätze abgeschlagen hatte.

„Das kann ich auch“, bettelte ich.

Oms musterte mich mit dem braunen und dem blauen Auge. „Nix da“, brummte sie, „dafür brauchste Saft in den Knochen.“

Schweratmend begutachtete sie ihr Werk. Beet lag an Beet, dazwischen jeweils Trampelpfade, so breit wie zwei Omsefüsse.

Viel zu unordentlich diese Pfade, jeder einzelne in die Erde gedrückte Fußstapfen war zu sehen, dazwischen überquellende Erdstege und lose Krumen. Ich dagegen hätte alles glatt gestampft. Makellos glatt und kerzengerade.

„Dass du wieder so biestig aus der Wäsch gucken musst, net zum Ertragen iss das mit dir,“ Oms knuffte mich in den Rücken.

Später steckte sie sich die Ecken kleiner Papiertüten in den Mund, zwischen den rechten oberen und den rechten unteren Eckzahn.

„Echte Reißwölf sind das,“ lachte sie: „Willste mal Bekanntschaft machen?“

Sie packte meinen Daumen und drückte ihn gegen die Spitzen. Es piekte. Dann tat es weh.

Die Zähne sahen aus wie die Eckzähne von Viechviech, wenn der beim Fressen die Lefzen hochzog, oder beim Fauchen.

Zwischen den oberen Schneidezähnen hatte Oms eine breite Lücke. Alles war breit in Oms´ Gesicht.

In dem Gesicht war viel Platz für ungesagte Sachen.

Die Zahnlücke zerteilte das Gesicht wie der Weg den Garten.

Aus den aufgebissenen Papiertüten streute Oms die Samen von Möhren, Radieschen, Schnittlauch, Petersilie und sonstigem Grünzeug.

Beim Bücken reckte sich ihr mächtiges Gesäß gen Himmel.

„Damit der Herrgott was zu gucken hat“, brummte sie und stöhnte dann: „Wenn nur der Boden net so arg weit unten wär.“

Dabei stützte sie sich mit einem Ellbogen auf die gebeugten Knie. Mit der anderen Hand drückte sie Setzlinge in die Erde. Die hatten schlaffe Blätter und ließen die Köpfe hängen.

„Wehe, wenn ihr net angehn wollt, ihr Krüpfel ihr“, drohte Oms: „um nen ganzen Kopp kürzer mach ich euch sonst!“

 

Wenn dem Wind danach war, legten sich die Ausdünstungen des nahegelegenen Industriegebiets über den Garten.

„Das stinkt ja schlimmer als das Klo von deinem Kater,“ rümpfte Oms die Nase.

„Du warst doch diejenige, die ihn von der Straße aufgelesen hat“, sagte Mutti. Sie sprang aus dem Gartenstuhl und lief auf der kleinen Wiese hin und her.

„Weiber“, knurrte Oms. „Dass die immer rumzicken müssen. Grad wie die allerdümmsten Gäns.“

„Und was ist mit dir?“, fragte Mutti.

„Was meinste denn, was mit mir wär?“, fauchte Oms. „Tust ja grad wieder so, als ob du nen Grund hättst, mir was vorzuwerfen. Such dir lieber ne Beschäftigung, damit du einem net ständig am Hals hängst wie´n nasser Sack!“

Mutti wurde so blass wie früher, wenn sie von der Arbeit im Apothekersladen heimgekehrt war. Immer öfter war sie zu Hause geblieben und schließlich so blass geworden, dass sie überhaupt nicht mehr zur Apotheke hatte gehen können.

Langsam stand Mutti nun auf. Betont langsam auch lief sie den Weg entlang. Er war zu schmal, als dass ich neben ihr Platz gehabt hätte, also schlich ich hinterher. Sie begann, an Sträuchern zu zupfen.

„Was ist?“, fragte ich.

„Was du ständig von mir willst“, seufzte Mutti, „ich kann doch nicht mehr als für dich da sein.“ Sie pflückte eine Hand voll Himbeeren und steckte sie mir in den Mund. Dann drückte sie mich an sich. Sie roch nach süßem, schweren Parfüm, nach den Lavendelsäckchen im Kleiderschrank, nach Sonnencreme und ein ganz kleines bisschen säuerlich, nach Schweiß.

„Was ist mit Oms?“, fragte ich. Mutti zuckte mit den Schultern:

„Sie ist, was sie ist. Das ist es ja.“ Dann drehte sie sich um. Himbeerkerne hingen mir zwischen den Zähnen. Ich pulte sie mit der Zunge heraus und schluckte sie hinunter.

Oms war meine Oma.

Ganz einfach.

 

Die grünen und schwarzen und braunen Läuse streifte Oms anfangs von Stängeln und Blättern ab, wo immer sie ihrer habhaft werden konnte.

„In meinen Garten kommt kein Gift net rein“, schnaubte sie. Doch sobald die Läuse überhand nahmen, zuckte sie mit den Schultern:

„Was solls. Im Krieg, da ham die auch mit uns gelebt, aufm Kopp und in den Kleidern.“

Gebrüll dagegen, sobald Oms trotz der Drahtgitter ein Kaninchen zwischen den Gemüsekeimlingen erwischte, oder zwischen den Setzlingen von Salat und Kohl.

„Machste dich wohl fort!“, rannte sie mit Harke oder Gießkanne oder was sie gerade zur Hand hatte dem Tier hinterher, bis sie außer Atem war. Das dauerte nur wenige Schritte.

Viel länger dauerte es, bis sie wieder Luft hatte.

„Das nächste Karnickel, das kommt in nen Kochtopp rein“, schnaufte sie dann: „Auch wenns noch so schön mit den Ohrn wackeln tut.“

Bei Mäusen aber kannte Oms keine Gnade.

 

„Feiges Gesindel, elendiges“, knurrte sie. „Fressen einem sämtliche Haare vom Kopp und machen alles kaputt. Aber dann tun sie sich verkriechen, statt gradzustehn für ihre Schand.“

Auf dem Gaskocher erhitzte sie Wasser, bis es blubberte. Das kochende Wasser goss sie in die Mäuselöcher.

Auch kleine Giftkügelchen stopfte sie hinein.

„Man könnt grad meinen, dass die mich auslachen, statt dass sie das Zeitliche zu segnen gedenken“, Oms schüttelte die Faust.

 

Einmal, an ihrem Geburtstag, bewaffnete sie sich mit Haarnetz und Eimer, hockte sich vor eine Batterie Mäuselöcher und sang ein Locklied. Oms hatte einige Flaschen Bier getrunken, extra herbes Pils. Das Lied war selbst erfunden.

„Denen werd ich zeigen, wer hier der Herr im Haus iss“, ihr Zeigefinger stach in die Abendwolken.

In dieser Nacht bestand sie darauf, auf der Erde zu schlafen. Vor den Löchern.

„Und dass ihr mir ja net auf den Gedanken kommt, mich hier allein zu lassen!“

Also schliefen Mutti und ich bei den Geistern in der Laube, zwischen Spinnen und altem Gerät, auf einem mottenzerfressenen Sofa. Die Geister waren böse. Sie ließen mich nicht schlafen. Als sie Mutti die Decke wegnahmen, legte ich sie vorsichtig zurück auf den sich wälzenden Körper.

 

Am nächsten Morgen nieste Oms und hustete. Die schwarzweiße Krause stand ihr in allen Himmelsrichtungen vom Kopf ab. Vielleicht waren die Geister auch bei ihr gewesen.

Der Eimer war noch immer leer. Keine einzige Maus darin.

„Also doch eine Schnapsidee“, sagte Mutti. Sie sagte es laut. Ihre Stimme klang triumphierend und besorgt zugleich.

„Als ob ichs nötig hätt, mich mit Schwächlingen abzugeben“, antwortete Oms. Sie starrte Mutti an. Mutti starrte zurück. Sie starrte nicht sehr lange. Dann wandte sie sich ab, mit hoch erhobenem Kopf und kerzengeradem Rücken.

Mit beiden Händen versuchte Oms, sich die Haare an den Kopf zu drücken.

„Was du wieder hast. Zum Knuddeln biste net grad heut morgen.“

Mutti lief den Weg entlang und öffnete das Gartentor.

„Als ob du auf irgendjemanden auch nur einen Pfifferling geben würdest“, schrie sie und warf das Holztor hinter sich zu. Dann war sie verschwunden.

„Ich bin ein großer Menschenfreund, der Herrgott iss mein Zeuge“, knurrte Oms. „Und wenn der Kater was taugen tät“, kratzte sie sich über den Schorf an den Armen, „dann hätten wir net ständig den Ärger.“

Mit schweren Schritten kam sie auf mich zu, wuselte mir durchs Haar.

„Du Krüpfel, du kleiner.“ Es ziepte weniger als sonst. Ich wagte es.

„Warum streitet ihr euch immer?“

„Och-och“, riss Oms die Augen auf, „keine Menschenseele tut sich hier streiten. Und jetzt halt bloß den Mund!“

Ich hockte mich hinter einen Stachelbeerstrauch. Fuhr mit den Armen zwischen die Zweige, hielt mich fest an roten Striemen, am Brennen auf meiner Haut.

 

Oms begutachtete die welkenden Salatpflanzen, bückte sich stöhnend und riss eine von ihnen heraus.

„Kein einziges Würzelchen mehr dran. Alles von unten weggefressen!“ Einen Setzling nach dem anderen warf sie zur Seite. „Wenn man den schwarzen Katzenkerl mit hernehmen könnt“, sagte Oms. „Aber der würd ja abhauen wie ne Rakete. Dabei iss ne Katz zum Mäusefangen da, so und net anders hat der Herrgott das gewollt.“

Als auch die Petersilie mit dem Absterben begann, stemmte Oms die Fäuste in die Hüften: „Jetzt iss Sense!“

Tags darauf stellte sie ein gutes Dutzend Schnappfallen auf.

 

Jede mit einer Maus gefüllte Falle nahm sie in der Gartentasche mit nach Hause. Dort öffnete sie die Drahtbügel. Wenn eine Maus bereits mausetot war, schnupperte Viechviech kurz. Wenn sie noch lebte, spielte er im Wohnzimmer mit ihr. Manchmal war das Quieken und Fiepen schnell beendet. Manchmal dauerte es ewig. Sobald Stille herrschte, wandte der Kater sich gemächlich ab und sprang auf Muttis Schoß.

Dann stampfte Oms mit dem Fuß auf.

„Da will man ihm ne Freud machen, aber net mal kauen tut der an der Maus. So was iss doch keine Katz net! Un schon gar kein richtiges Mannsbild, der Krüpfel, der kastrierte!“

Einmal, als Viechviech zurück auf den Boden sprang, warf Oms mit dem Feuerzeug nach ihm:

„Mannsbilder! Sind sich alle gleich, auf nix verlassen kann man sich bei denen!“

Viechviech sauste aus dem Zimmer und Mutti stellte sich in die Türöffnung, wie um zu verhindern, dass Oms ihm nachlief:

„Das ist kein Grund, sich an jemandem zu vergreifen“, sagte Mutti. Ihre Stimme klang seltsam flach.

„Als ob ich mich zu irgendeiner Zeit an irgendeiner Person vergriffen hätt“, dröhnte Oms, nestelte an einer Zigarettenpackung. Erdschwarze Monde schimmerten durch das Rot der Lackreste auf ihren Nägeln.

Muttis Stimme hörte sich an, als ob die Töne auf halbem Wege im Hals stecken geblieben wären:

„Ich weiß, wovon ich rede.“

„Nix weißte, gar nix!“, brüllte Oms.

„Du warst es doch, die ihn zum Teufel gejagt hat!“

„Wen?“

„Tu nicht so! Meinen Vater!“

„Was weißt du schon von dem Aas, dem elendigen!“ Oms ließ sich neben mir aufs Sofa fallen und zog mich auf ihre Knie. „Wir Weibersleut, wir müssen zusammenhalten! Das stimmt doch, oder net? Natürlich stimmt das!“, deutete ihr Kinn auf meine Stirn, dann drückte sie meinen Kopf an ihren Busen. Der roch nach Zigarette und Kaffee und nach dem Maggikraut, das sie für die Abendsuppe im Garten geerntet hatte.

„Tätst du uns nen Kaffee machen, damit man mal was von dir hat,“ hörte ich Oms sagen. Zwischen ihren Brüsten vergraben klang es ein bisschen wie im Schwimmbad, unter Wasser.

Entsprechend gedämpft hörte ich Muttis Schritte das Zimmer verlassen, die Diele überqueren und die Küche betreten. Oms nahm meinen Kopf in die Hände und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Der Kuss war laut und feucht:

„Wenn ich dich Mäuschen net hätt!“

Plötzlich saß der Kater neben uns.

Und ich wagte es.

Ich streckte ihm die Zunge heraus.

Er starrte.

Ich starrte zurück.

Die schwarzen Nackenhaare sträubten sich.

Und mein Blick, der flüchtete, flüchtete sich zu Oms´ Kittel, dunkelblau war der, mit Linien und Karos darin, in der Farbe von Himbeereis.