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Keine Weichspüler
"Klassik & Lounge" überzeugt musikalisch wie atmosphärisch 

"Klassik & Lounge" - wer hiner dem Konzept, Klassik in Club-Atmosphäre zu präsentieren, Weichgespültes erwartet hatte, sah sich beim ersten Abend in der Allerheiligen Hofkirche angenehm enttäuscht. Denn nach anfänglichem Ausfall mit Strawinsky - sein "Concerto in Re" wirkte wie vom Blatt gespielt - gelang dem Georgischen Kammerorchester aus Ingolstadt die Begleitung von Matthias Rexroth zunehmend geschmeidiger. Und weil der Altus nicht nur Händel- und Vivaldi-Arien - darunter das berühmte "Cara sposa" - fein singen und verzieren, sondern auch locker mit dem Moderator plaudern konnte, erfuhr das Publikum anschaulich, wie man als Mann mit so hoher Stimme singen kann. Béla Bartóks Divertimento für Streicher besaß beim Georgischen Kammerorchester unter Ariel Zuckermann dann eine staunenswerte Dichte und erschütternden Ernst. Fast war man danach froh, dass Rexroth noch "die heimliche Nationalhymne Georgiens", das wunderbar schmalzige Volkslied "Suliko", mit herrlich rollendem R eine von Rossinis "Alterssünden" und Händels "Lascia la spina" zugab.
Nach einem vorgezogenen "Mitternachtssüppchen" bei Wein oder Bier konnte man ein wenig durch die in feierlich-lauschiges Rot getauchte Allerheiligen Hofkirche wandeln und dabei die nummerierten Plätze tauschen - von Stühlen an Tischen in herkömmliche Reihen, von vorne nach hinten auf Barhocker oder auf bequeme Polster im Hintergrund der Empore. Auch dezentes Reden war noch erlaubt, als die Lounge-Musik vom Band schon Charles Ives' leichtgewichtig launigem ersten Streichquartett gewichen war. Fünf frühe, todtraurige Lieder von Gustav Mahler erzwangen dann wieder alle Aufmerksamkeit; zumal sie der junge Maximilian Schmitt, von Dunja Robotti am Klavier begleitet, mit schön timbriertem lyrischen Tenor exellent gestaltete. Ebenso farbig und melancholisch klang das schwärmerische "Amerikanische Quartett" von Antonín Dvorák bei Gabriel Adorján, David Frühwirth, Peter Langgartner und Reinhard Latzko. Es war ein gelungener Abschluss des ersten Abends von "Klassik & Lounge", dessen Konzept am nächsten Abend vielleicht noch klarer erkennbar wurde: mit Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" und der alle Grenzen überschreitenden Weltmusik von Kol Simcha.

(Klaus Kalchschmid)