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„Weiße Kobra, flieg!“ 

Party-Zyklus „Drei Farben“ endet im Supermarkt

Es brodelt und wirbelt im Krater: Lichtfontänen schießen empor. Durchbohren die Nebelschleier, die um die Säulen wabern. Eine halbdunkle Kühle liegt über der kahlen, menschenleeren Betonlandschaft, über die bizarre Figuren - geformt aus Licht und Papier -hinwegjagen. Kindheitsträume fliegen mit Flash Gordon zu Mondbasis Alpha 1 und weiter zu Stanislaw Lems Solaris. Abdriften ins Endlose, in ein verschwommenes Gefühl von Freiheit. Mit psychedelischen Klängen. Mit der Farbe Weiß.
Nach Rot und Blau geht mit der Farbe Weiß der Party-Zyklus von Otger Holleschek und Matthias Schlick zu Ende. Als Vorlage diente den Münchner Veranstaltern Kryzstof Kieslowskis Filmtrilogie über die Trikolore. Der weiße Schlussakt findet in einem leeren Supermarkt statt, in einer Halle samt Empore im ersten Stock. Dort oben sammeln sich die Gäste, schauen versonnen hinab zu den Lichtspielen im Innenraum, der so großist wie ein Fußballfeld.
Weißer Stoff verhüllt die Wände. Weißer Teppich dämpft den Schritt. Weiße Papierflieger durchschneiden die Luft: Kobra, Phantom, Seeschwalbe und Vampir. Bastelanleitungen kleben an der Wand. „Weiß ist die Braut. Weiß ist der Papierflieger“, steht auf kleinen Zettel, den jeder Besucher in die Hand gedrückt bekommt. An einem Bistrotisch falten und knicken drei Männer konzentriert Papierbögen. Motiviert von einem weiteren Zettelchen: „Triff ins Weiße, und Du kommst in die Auslosung für einen der vielen weißen Preise!“ Kobra fliegt am besten. Landet aber trotzdem nicht im Ziel, dem kleinen Korb im Innenraum. Auch egal. „So sind meine Begleiter wenigstens den ganzen Abend beschäftigt“, sagt Partygast Christine Ostermeyer und lacht.
Später: Auf der einen Seite erdrücken sich die Leute schier beim Tanzen. Die andere Tanzfläche ist fast leer. Wie angenehm. Die Körper an der Reling werden zu schwarzen Silhouetten vor dem Supermarktkrater, in dem die Lichtkegel noch immer ihr verrücktes Fest zelebrieren. Schade, dass die Trikolore nur drei Farben hat.

(SZenario, Ralph Müller-Gesser)